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X. §. 3. Sitte und Religion der Griechen.
Theilen des Landes zurück, bemächtigen sich namentlich der Küsten und
Inseln und erheben sich schnell zu dem herrschenden und tonangebenden
Volk. Sie selbst aber sind wiederum in eine Anzahl einzelner Stämme
getheilt, unter denen besonders die Dorer oder-Berggriechen und die
Jon er, Seegriechen, hervortreten. Neben ihnen stehen noch die älteren
Achäer; und alle übrigen Stämme werden bisweilen unter den Namen
Qt e o i i er zusammengefaßt. Es sind diejenigen Glieder des alten pelas-
gischen Geschlechts, welchevon der neu einströmenden hellenischen Cultur mit
erfaßt und gehoben sind. Diese Stämme bekriegen sich unter einander, ver-
drängen sich gegenseitig aus einein Theil des Landes in den andern und kom-
men mit ihrer unruhigen Beweglichkeit selten zu fest abgegrenztem, unange-
fochtenem Besitz. Mitten unter sie hinein treten auch noch andere Elemente,
besonders phönizische Colonieen, die neue Anregungen und Bildungsele-
mcnte, neue Gottheiten und Sitten mitbringen, aber auch das unruhige
Drängen auf dem kleinen Raum des griechischen Bodens noch vermehren.
Daher werden schon von frühester Zeit an alle Kräfte angespannt, der
Unternehmungsgeist wird entwickelt, kühne Thaten geschehen, einzelne
gewaltige Helden, Heroen, Göttersöhne, wie die Sage sie bezeichnet,
treten auf, säubern das Land von feindlichen Menschen und Thieren,
regen zu kühnen Unternehmungen an. Ihr Thatenruhm begeistert zu
Heldengesängen, und die herrlichsten Dichtungen erwachsen aus dem
bunten Gedränge der überströmenden Kräfte des begabten Geschlechts.
§. 3. Sitte und Religion der Griechen.
Bei ihrer großen Neigung zur Vereinzelung standen die griechi-
schen Stämme in großer Gefahr, gänzlich auseinanderzufallen und
das Bewußtsein der Gemeinschaft ganz zu verlieren. Wirklich son-
derten sich auch solche Colonieen, die den Boden des eigentlichen Grie-
chenlands verlassen und theils auf dem Festland und den Inselnthraciens
und Klein-Asien, theils im südlichen Italien und Sicilien sich nieder-
gelassen hatten, allmälig ganz von ihren Volksgenossen ab und ver-
loren das Gefühl der Zusammengehörigkeit mit ihnen. Aber es gab
doch noch starke Bande, welche die einzelnen Stämme als eine Gesammt-
heit zusammenhielten. Das waren außer der vorher schon erwähnten
gemeinsamen Sprache besonders folgende: 1) Die allen gemeinschaftliche
Erinnerung und Ueberlieferung von der alten Heldenzeit. Die Sagen
und Lieder von Herakles und Kekrops und Kadmuö, von dem
liederreichen Amphion, vom Dan aus mit seinen 50 Töchtern,
vom Pelops und den Atriden, vom Perseus und Peleus, vom
Deukalion und Aktäon, die wundersamen Mähren von dem Ar-
gonautenzug, da Jason sich das goldene Vließ aus Kolchis holte,
von dem Krieg der Sieben gegen Theben und von ihren Epigonen,
vor allen Dingen aber Homer's unsterbliche Gesänge vom trojani-
schen Krieg und von den Irrfahrtendes heimkehrenden Odysseus —
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X. §. 4. Athen und Sparta.
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der Wein- und Kornernte zu Ehrendes Dionysos und der Deineter
oftmalig zu Sitzen mogischer Sühnungsversuche oder ausgeklärter reli-
gions-philosophischer Systeme wurden.
8. 4. Athen und Sparta.
Obgleich die Griechen kein gemeinsames Haupt, also auch keine
Hauptstadt hatten und jede kleine Stadt Anspruch machte auf die
volle Selbständigkeit eines unabhängigen Staats, so traten doch all-
mälig einzelne bedeutendere Städte in den Vordergrund und mach-
ten die umliegenden kleineren Ortschaften von sich abhängig. Eine
Stadt aber gewann im Lauf der Jahrhunderte das Uebergewicht über
alle anderen und einen geistigen Vorrang, dem sich bewußt oder un-
bewußt alle anderen kleineren Staaten des Mittlern Griechenlands
unterordneten. Das war die Stadt Athen. Die politische Macht
ihrer Könige oder, nach Abschaffung der Könige, der Archonten und
Aristokraten, erstreckte sich zunächst nicht über das kleine Gebiet von
Attika hinaus, das inselartig sich in's Meer streckt und die ionischen
Bewohner fast mit Gewalt zur Beschäftigung mit dem Seewesen zu
drängen schien. Athen war und ward immer mehr der Hauptsitz der
griechischen Cultur und geistigen Entwicklung, die fruchtbare Mutter
der geistvollsten Philosophen, Redner, Schriftsteller, Dichter, der ge-
feiertsten Helden, Staatsmänner und Künstler. Das geistreiche, be-
wegliche, unternehmende Wesen der Griechenwelt, wie es vor allen
Dingen nach Freiheil und nach Schönheit ringt, prägt sich im athe-
nischen Volkscharakter in vollkommenster Weise aus.
Als Widerlage und Gegenbild des anmuthig leichten, spielenden
athenischen Wesens, welches gar zu leicht die Fülle der ihm inwoh-
nenden Kräfte im jugendlichen Eifer verbraucht hätte, hatte der Herr
aber noch eine andere Stadt und Staat großgezogen, die als im-
merwährende Nebenbuhlerin und neidische Aufpasserin die Athener
zwingen sollte, sich zusammenzunehmen und zu vertiefen und dem
Ernst des Lebens gehörig Rechnung zu tragen. Diese Stadt war
Sparta. Sie war von jenem andern griechischen Hauptstamm, den
rauheren Dorern, gegründet, hatte ihre Entstehung den Kriegsthaten
der von Norden her einbrechenden dorischen Schaaren zu danken und
hatte durch Waffengewalt ihre Herrschaft über Lakonien hinaus, über
Messenien, fast über den ganzen Peloponnes ausgedehnt. Auf den
ersten Anblick schienen die Spartaner sowohl der Bildung als dem
schönen Lebensgenuß völlig abgewandt. Sie zeigten sich als Ver-
ächter aller Künste und Wissenschaften, als roh und abgehärtet in
ihrem Hauswesen und in ihrer Lebensweise, und gegen jede geistige
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198 Xiv. §. 2. Ausbreitung der Römerherrschaft bis Klein-Afien (190).
schüttelt und waren wieder zu den altpersischen, roh asiatischen Zustän-
den zurückgekehrt. Fortan war Tigris und Eufrat die Grenzscheide
zwischen dem hellenistisch-römischen und dem asiatisch-orientalischen
Wesen für viele Jahrhunderte, bis zu den Zeiten Mohamed's.
Aber immer noch hatte das syrische Reich einen gewaltigen Um-
fang und Antiochus Hi., der durch seine Kriegsthaten sich den
Namen des Großen erwarb, zog noch immer über die Grenzen
seines Reiches hinaus mit seinen Kriegsheeren nach Indien, von
wo er sich seine Elephanten holte, gleich wie nach Griechenland
und Aegypten. Aegypten aber, das Reich gegen Mittag, war damals
übel berathen, denn sein König war ein Kind: Ptolemäus V.,
seit 204. Während sich nun die ägyptischen Großen um die Vor-
mundschaft stritten, benutzte Antiochus die Verwirrung und eroberte
den Theil von Syrien und Palästina, welchen bisher die Aegypter
besessen hatten (203). Da riefen die ägyptischen Großen in ihrer Roth
die schon weithin gefürchteten Römer um Hülfe an, und kaum hatten
diese den zweiten punischen Krieg geschlossen, so konnten sie schon den
Aemilius Lepidus als Obervormund des jungen Königs nach
Aegypten senden und durch ihn den eroberungssüchtigen Antio chus
warnen lassen, daß er es nicht wage, das von Rom bevormundete
Aegypten anzugreifen. Auf diese Weise kam der kriegsgewaltige An-
tiochus zuerst mit den Römern in Berührung und konnte nicht an-
ders, als sie gleich vom ersten Augenblick an hassen, weil sie ihm
Aegypten versperrten, welches er schon als sichere Beute betrachtet
hatte. Den gleichen Haß theilte mit ihm König Philipp von Ma-
cedonien, der mit dem Antiochus bereits einen Theilungsvertrag
über Aegypten geschlossen hatte. Wir sahen schon, wie Philipp sich
durch diesen Haß zu wiederholten Kriegen gegen die Römer hinrei-
ßen ließ. Aber in der Schlacht von Kynoskephalä 198 ward er
von ihnen gründlich gedemüthigt. Philipp stand bekanntlich an
der Spitze des vierten hellenistischen Reichs, Macedonien. Au-
ßer dem eigentlichen Macedonien hatte er auch Thessalien, Böo-
tien und die kleineren griechischen Staaten, die zum achäischen Bunde
vereinigt waren (Attica und den größern Theil des Peloponnes),
unter seiner Herrschaft vereinigt. Diese griechischen Besitzungen wur-
den ihm nach seiner Niederlage von den Römern genommen und für
frei erklärt. Eben so war auch den übrigen griechischen Staaten
(Sparta und dem ätolischen Bundesstaat) ihre Freiheit bestätigt.
Philipp's Nachbar, Antiochus, der die besten Stücke Klein-Asiens,
des seit 301 zersplitterten dritten hellenistischen Reiches, beherrschte, wollte
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Extrahierte Personennamen: Aemilius_Lepidus Philipp_von_Ma- Philipp Philipp Philipp Philipp Stücke_Klein-Asiens
Extrahierte Ortsnamen: Indien Griechenland Syrien Palästina Rom Macedonien Thessalien Sparta